Wir fragen uns dennoch: Ist nicht den Autorinnen des Artikels in der Süddeutschen Zeitung u. U. ein Recherchefehler unterlaufen?
Und: Soll nicht in erster Linie Spahn als Politiker und derzeitiger Bundesgesundheitsminister disqualifiziert werden, indem ihm vorgeworfen wird, falsche Zahlen zu verwenden?
Die genannten Zahlen von Lipödem betroffener Frauen schwanken zwischen geschätzten ca. 3,8 Mio. und 80.000. Davon abgesehen, dass sich auch für „nur“ 80.000 erkrankte Frauen eine chirurgische Behandlung (Liposuktion) lohnen würde, sollte die Quelle dieser in den Raum geworfenen Zahl einmal hinterfragt werden. Dr. Ulrich Herpertz (Internist und Ödematologe) nennt diese Zahl von 80.000 nicht für das Lipödem, sondern für das sekundäre Lymphödem, also eine ganz andere Erkrankung.
Sekundäre Lymphödeme sind doppelt so häufig (80.000 in D) wie primäre Lymphödeme und entstehen meist als Folge einer Lymphknotenoperation und/oder Bestrahlung an den Extremitätenwurzeln wegen Krebserkrankung.
http://www.lymphforum.de (Vorsicht, mit Bildmaterial)
Nun ist uns bei einer Kurzrecherche im Netz aufgefallen, dass diese Quelle (Dr. Herpertz) angegeben wird, die Zahl 80.000 sich dort jedoch seltsamerweise auf das Lipödem beziehen soll.
...Schätzungen zufolge sind es ca. 80.000 (Quelle: Dr. Ulrich Herpertz) wenn nicht 500.000 und mehr Frauen allein in Deutschland, die von der krankhaften Vermehrung von Fettzellen betroffen sind,...
https://www.lipolymphoedem.de/lipoedem/ (eine Seite contra Liposuktion)
Last but not least hätte es dem Artikel auch sonst gut getan, wenn ein national und international anerkannter Lymphchirurg, wie z. B. PD Dr. Felmerer von der Universitätsmedizin Göttingen, zu Rate gezogen worden wäre und nicht nur die Verfechter der leider unzureichendenden konservativen Therapie, allen voran der Oberarzt der Földi-Klinik als, wie es scheint, Sprecher dieser Verfechter der konservativen Therapie, die dort in der Klinik angeboten wird.
An unseren Kritikpunkten bezüglich der Auftritte der Patientengruppe halten wir zwar fest (siehe vorstehendes Posting), jedoch bemängeln wir genauso diese in unseren Augen nicht objektive journalistische Leistung.